Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen/Perspektiven eröffnen
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer." (Sokrates, griech. Philosoph *469 vChr. - +399 vChr.)
So oder in ähnlicher Form wird die "Jugend von heute" häufig beschrieben. Vielleicht haben auch Sie eben gedacht: "Genau so ist es!" Nun, das Zitat wird dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben und ist weit über 2000 Jahre alt.
Sie sehen also, Unverständnis über das Verhalten der jungen Generation ist keine Erscheinung unserer Zeit ...
Aber zurück in die Gegenwart:
Oftmals haben Betriebe die Sorge, dass schulisch schwächere Jugendliche die Ausbildung nicht schaffen. Im Ergebnis kommt es deshalb oft nicht zu einer Einstellung.
Der demografische Wandel stellt Politik und Gesellschaft aber auch die Wirtschaft mehr denn je vor die Herausforderung, dass auch diese Jugendlichen ihren Platz auf dem Arbeitsmarkt finden müssen.
Kein Jugendlicher darf verloren gehen!
Zur Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe kommt der Kooperation von Schule und Wirtschaft eine entscheidende Rolle zu. Aber was können Sie als Betrieb konkret tun?
- Viele Jugendliche, die aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen, zeigen ihre Fähigkeiten nicht über die Schulzeugnisse. Gleichwohl haben viele Mädchen und Jungen besondere (praktische) Begabungen. Diese bspw. im Rahmen eines schulischen Praxisprojektes zu entdecken, gibt Ihnen die Möglichkeit, neue Bewerberpotenziale für Ihre Ausbildungsplätze zu erschließen.
- Sollte die Übernahme in ein reguläres Ausbildungsverhältnis zunächst nicht in Frage kommen, gibt es im nachschulischen Bereich zahlreiche Möglichkeiten, benachteiligten Jugendlichen mit einem geringen unternehmerischen Risiko eine Chance zu geben. Zur gezielten Vorbereitung junger Menschen auf eine Berufsausbildung können Sie bspw. Praktikumsplätze zur Verfügung stellen oder an der Einstiegsqualifizierung (EQ) teilnehmen.
- Darüber hinaus bieten sich unter Umständen alternative Ausbildungsformen an. So können Sie als Kooperationsbetrieb an verschiedenen überbetrieblichen Ausbildungsmodellen mitwirken. Auch die Teilzeitausbildung und/oder (geförderte) Ausbildungsmöglichkeiten für spezielle Personengruppen stellen interessante Optionen dar.
Es gibt also verschiedene Wege, wie Sie auch schwächeren Jugendlichen eine Perspektive eröffnen können - nutzen Sie diese im Sinne des eigenen Fachkräftenachwuchses!
Und wenn es dann doch Probleme gibt?
Konflikte mit der/dem Auszubildenden kann es natürlich trotzdem geben. In diesem, Fall können Sie auf verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten zurückgreifen:
- Von Seiten der Agentur für Arbeit oder des Kreisjobcenters Marburg-Biedenkopf gibt es das Angebot der ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH). Hierbei handelt es sich um ergänzenden Stützunterricht während der Ausbildung. Die Auszubildenden erhalten nach Beruf und Ausbildungsjahr differenzierten Fachunterricht durch Lehrkräfte, die über Fachkenntnisse und Qualifikationen in dem jeweiligen Berufsbild verfügen. Außerdem schließen abH eine kontinuierliche sozialpädagogische Begleitung ein.
- Die Jugendberufshilfen des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg beraten, begleiten und unterstützen junge Menschen bei der Planung und Umsetzung ihres schulischen, beruflichen und persönlichen Lebensweges.